Foto: Stieglitz, Bernd Wagner
Liebe NABU Mitglieder!
Sie erinnern sich bestimmt an die Pressemeldungen im Jahr 2017 zum „Insektensterben“. Eine Studie aus Krefeld hat festgestellt: In nur 27 Jahren ging die Insekten-Biomasse um mehr als 75% zurück – und das sogar auf Naturschutzgebieten. Seitdem gibt es viele Studien, die diesen Trend bestätigen, aber auch eine große Zahl von Maßnahmen und Projekten zum Schutz der Insekten, die die Basis des gesamten Nahrungsnetzes für Vögel, Amphibien, Reptilien usw. darstellen. 2017 hat die Untere Naturschutzbehörde Südwestpfalz das PIK-Projekt (produktionsintegrierte Kompensationsmaßnahme) bei Contwig initiiert. Es wurde durch eine großzügige Spende der Daniel-Theysohn-Stiftung finanziert. Zwei Äcker von ca. 3 ha wurden aus der Produktion genommen, teilweise mit Wildkräutersamen eingesät und einmal im Jahr gemäht. Der NABU Zweibrücken hat das Projekt begleitet und die Entwicklungen dokumentiert.
In fünf Jahren wies Siegfried Kramp insgesamt 224 Pflanzenarten nach. Diese Pflanzenvielfalt ist die Basis für das Insektenleben. Etwa 30 Tagfalterarten, 70 Wildbienenarten (Sophie Ogan und Ewald Hüther) und 20 Heuschreckenarten (Christian Paulus) - darunter einige Rote Liste Arten - wurden bestimmt. Diese Pflanzen- und Insektenvielfalt ist wiederum die Basis für 25 Vogelarten, die wir beobachtet haben - darunter die selten gewordenen Arten: Bluthänfling, Feldlerche, Neuntöter, Rebhuhn und Braunkehlchen (Vogel des Jahres 2023).
Das Projekt in Contwig hat gezeigt: Viele Insekten kommen zurück, wenn wir ihnen Lebensraum gewähren. Um den Insektenschwund aufzuhalten und die Entwicklung umzukehren, muss sich unser Umgang mit unserer Umwelt ändern. Ein erfolgversprechender Ansatz ist, Flächen der Natur zu überlassen: auf landwirtschaftlichen Flächen wie im Projekt, aber auch auf den Wegerandstreifen an Feldern und Wiesen, im öffentlichen Bereich und im eigenen Garten.
Im Anschluss an die Mitgliederversammlung am 7. März werden wir die Ergebnisse des PIK- Projekts vorstellen und über Möglichkeiten, Insekten zu schützen, diskutieren. Am 25. April kommt der renommierte Autor mehrerer KOSMOS Schmetterlingsführer, Rainer Ulrich, mit seiner Bilder-Show „Schmetterlinge – grazile Tänzer im Wind. So können wir sie im Garten ansiedeln“ zu uns. Diese und noch weitere Angebote finden Sie im Programm 1/2023 auf der Rückseite. Wir würden uns freuen, wenn da etwas für Sie dabei ist.
Ihr NABU Vorstand
Wer in Weselberg über die Felder spaziert, der kann etwas ganz besonders Schönes entdecken: auf der Streuobstwiese unseres Mitglieds Andreas Schmitt stehen nicht nur jede Menge schöne alte und junge, gepflegte Hochstämme, es finden sich auch Ansitzstangen für Greifvögel und ein XXXXL-Insekten- und Kleintierhotel, wie zumindest ich zuvor noch keines gesehen habe.
Der Insektenturm, der beileibe nicht nur Habitat für Insekten, sondern auch für Kleintiere wie Erdkröten, Marder, Eidechsen, Mauswiesel, Igel, Blindschleiche und Ringelnatter bietet, ist wie folgt aufgebaut: vier Eichenstämme, jeder 6 Meter lang, bilden das äußere Gerüst, so dass ein Turm mit einer Grundfläche von ca. 1,5 x 1, 5 m entsteht. Auf dem Boden zwischen den vier Stämmen liegen lose übereinandergelegt schwere große Bruchsteine aus rotem Sandstein, die jede Menge Platz für sicheren Unterschlupf für Säugetiere und Reptilien bieten.
Über den Sandsteinen hat Andreas mit Holzpfählen eine Zwischenebene angelegt, auf die dann wiederum Lochziegelsteine, Baumstämme mit vorgebohrten Löchern, mit Bambusstäbchen gefüllte Rohre, Rindenmulch in vorbereiteten Drahtkörben und jede Menge Reisig aufgelegt werden.
Eine ganz ganz tolle Naturschutzmaßnahme! Und damit das alles auch noch auf fruchtbaren Boden fallen kann, legt Andreas diesen Turm nicht alleine an- sondern in mehreren Sitzungen (bisher zwei, weitere werden folgen) in Zusammenarbeit mit den Grundschulkindern aus Weselberg. Miriam und ich waren bei der zweiten Aktion am 19.7.2022 dabei und waren begeistert, wie sehr Andreas die Kinder mit seinen Erklärungen in seinen Bann zieht. Da wurden die Spuren im Gras, die in die Sandsteinhöhlen führten, begutachtet und gemeinsam überlegt, was für ein Tier da wohl seine Wohnung eingerichtet hat. Die Ohrenzwicker im Rindenmulch, auf die manche Kinder vorab erschreckt reagierten, untersuchten die gleichen Kinder etwas später ohne Scheu auf der Hand.
Es wurde im Gras nach Lebewesen gesucht und viel, viel erzählt! Und natürlich halfen alle Kinder und Lehrerinnen beim Füllen der ersten Ebene fleißig mit. Als alle Arbeit getan war, hängten die Kinder in den alten Obstbäumen rundherum noch mit Stroh gefüllte Tontöpfe auf. „Da kann der Ohrenzwicker sich verstecken, und weil der wiederum Blattläuse, die Eier von Apfelwicklern, Milben und Gespinstmotten frisst, bleibt der Apfelbaum gesund“, so Andreas, und die Kinder daraufhin: „Dann tut ja der Baum dem Ohrenzwicker und der Ohrenzwicker dem Baum gut!“
Schon jetzt werden Fichtenzapfen für die Folgeaktion am Insektenturm gesammelt. Bei der ersten Aktion im November letzten Jahres hatte Andreas mit den Kindern auch noch Obstbäumchen gepflanzt, und mit der Kita Weselberg hatte er ein paar Tage vorher etliche Tannenbäumchen auf dem Kita-Gelände gepflanzt. Sind die Bäume in ein paar Jahren groß genug, will die Kita einen Weihnachtsbaumverkauf für die Dorfbevölkerung anbieten - regionaler und nachhaltiger geht es nicht.
Andreas ist aber nicht nur für die Tiere und die Kinder unterwegs - er ist außerdem noch Vorsitzender der sehr aktiven Forstbetriebsgemeinschaft Sickinger Höhe und damit sehr aktiv im Bereich Erwachsenenbildung.
Schön, dass du bei uns mit dabei bist, Andreas, ein echter Gewinn für uns, in jeder Hinsicht!
Karin Grgic, 1001 Bäume